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04.08.

Salzburger Festspiele: "Was hoffen?"
Symposium Teil 2

04.08. Salzburger Festspiele: “Was hoffen?”
Symposium Teil 2

„Hoffnung gießt in Sturmnacht Morgenröte!“

 Hoffnung – das klingt in einer von Naturwissenschaft und Technik geprägten Zeit jenseits des Rationalen, wenn nicht gar jenseits des Aufklärerischen. Heute möchte man an Stelle des irrationalen Gefühls der Hoffnung auf wissenschaftlich fundierte Zahlen und Fakten setzen. „Hoffnung“, war der Regisseur und Schriftsteller Heiner Müller überzeugt, „ist etwas für Leute, die unzureichend informiert sind“.

Dennoch ist Hoffen eine zutiefst menschliche Fähigkeit, ohne die der Mensch nicht existieren könnte. Hoffnung verdrängt nicht, denn in ihrer Ambivalenz ist sie, neben der Sehnsucht nach einem Wunschzustand, auch immer Unzufriedenheit mit dem Istzustand. Deswegen enthält jede Hoffnung auch zwangsläufig den Wunsch nach Veränderung. Die Hoffnung hat, so der Philosoph Ernst Bloch, „einen Boden, der sie besonders gut gedeihen lässt: Unzufriedenheit!“

Ist Hoffnung also ein Motor für politische und soziale Veränderung? Oder macht Hoffnung im Gegensatz dazu passiv und untätig? Ist es gar, wie die Literaturwissenschaftlerin und Holocaustüberlebende Ruth Klüger bemerkte, die Abwesenheit von Hoffnung die Menschen in ihrer Verzweiflung mutig handeln lässt?

© SF/Lukas Pilz

 

Referenten:

Julia Ebner, Extremismusforscherin

Anton Zeilinger, Quantenphysiker

Leitung: Michael Kerbler

Datum: 04. August 2021      Beginn: 11:00 Uhr

Ort: Solitär der Universität Mozarteum

Nähere Details auf: „Freunde”-Sommerprogramm (festspielfreunde.at)

 

„Du scheue Hoffnung, fastverklungnes Fühlen“ (Hugo v. Hofmannsthal)

Hoffnung, ein arg strapaziertes Wort in Zeiten, in denen die Corona-Pandemie die Welt fest im Griff hat, weiterhin Kriege geführt werden und der Klima-Notstand droht. Seit der Antike, als die Hoffnung in der Büchse der Pandora verblieb, setzen sich Philosophen und Künstler, Gläubige und Nicht-Gläubige mit ihrer Bedeutung für das Individuum und die Gesellschaft auseinander.

In der christlichen Tradition zählt Hoffnung neben Glaube und Liebe zu den göttlichen Tugenden. Der Himmel, so Immanuel Kant, hat den Menschen als Gegengewicht zu den vielen Mühseligkeiten des Lebens dreierlei gegeben: Den Schlaf, das Lachen und die Hoffnung.

Die Fähigkeit Hoffnung zu empfinden, ist uns nicht in die Wiege gelegt, denn sie setzt die Erfahrung von existenzieller Unsicherheit voraus, der Irritation von Erwartungen. Und Hoffnung hält immer auch die Möglichkeit des Scheiterns bereit. Genau das unterscheidet sie von der Zuversicht, vom Wunschdenken oder dem Optimismus. „Hoffnung“ ist, wie es der tschechische Dichterpräsident Vaclav Havel formuliert hat, eben „nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.“