Das „Haben-Wollen“ ist ein beherrschendes Merkmal der Konsumgesellschaft. Dieses „Haben-Wollen“ ist jene Haltung, die im Buddhismus als Gier, in den christlichen Religionen, aber auch im jüdischen Glauben als Habsucht bezeichnet wird. Der Psychoanalytiker und Sozialphilosoph Erich Fromm verweist in seinem grundlegenden Werk „Das Haben und das Sein“ darauf hin, dass letztlich das Haben, also das Eigentum, meine Identität, mein Sein, mein „Ich“ definiert. Das Subjekt, schreibt Fromm, bin nicht ich selbst, sondern ich bin, was ich habe.“
Das jüngste Buch des Benediktinermönchs Anselm Grün, er ist seit mehr als 35 Jahren in der Abtei Münsterschwarzach unweit von Würzburg tätig, analysiert unter dem Blickwinkel der Ordensregeln des heiligen Benedikt diese Haltung des Haben-Wollens und setzt dem die Forderung entgegen das rechte Maß zu finden.
Damit ist nicht nur das tägliche Leben gemeint, sondern global betrachtet – auch der Umgang mit den limitierten Ressourcen der Erde. Um die Reproduktionskapazität der Erde wiederherzustellen, braucht es ein radikales Umdenken, meint Anselm Grün. Er war jahrzehntelang Cellerar der Abtei Münsterschwarzach, und damit der wirtschaftliche Verantwortliche für mehr als 20 Betriebe, in dem 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt sind. Zu diesen Betrieben zählen neben dem Gymnasium eine Buchhandlung, ein Verlag, eine Druckerei, aber auch eine Goldschmiede und eine Bäckerei sowie eine Landwirtschaft.
Von vielen Topmanagern im deutschsprachigen Raum wird der bald Siebzigjährige als geistlicher Berater geschätzt. In seinem Buch “Die Kunst, das rechte Maß zu finden” kritisiert Anselm Grün allerdings nicht nur die Verschwendung von Ressourcen im Alltag oder die Plünderung der Natur weltweit, sondern insbesondere die Selbstausbeutung der Menschen.
Wie also finden wir das richtige Maß? Bei dieser zentralen Lebensfrage geht es um Nachhaltigkeit, unseren Konsum, aber auch um unser Selbstbild, unsere psychische und physische Gesundheit, den Geiz und die Gier, die Wertschätzung anderen gegenüber und um Achtsamkeit.
Im Gespräch mit Anselm Grün, den ich in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach besucht habe, geht es nicht um moralische Appelle, sondern darum, einen Weg zu einem zufriedenen und zugleich maßvollen Leben aufzuzeigen.
Übrigens: das jüngste Buch des Benediktinerpaters Anselm Grün – es trägt den Titel „Die Kunst, das rechte Maß zu finden“, ist bei dtv, dem Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen.
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