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02.07.

In Memoriam Gerd Bacher
Michael Kerbler "Im Gespräch"

02.07. In Memoriam Gerd Bacher
Michael Kerbler "Im Gespräch"

Der langjährige ORF-Generalintendant Gerd Bacher ist tot.

Kaum jemand hat die Medienlandschaft Österreichs in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts so stark geprägt wie Gerd Bacher. Bacher pflegt sein Geburtsjahr 1925 folgendermaßen zu charakterisieren: “1925 war das Jahr eins nach Gründung des österreichischen Radios.” Bacher über Bacher: “Mit 17 Jahren drei Jahre bei der deutschen Wehrmacht, nach dem Krieg Matura. Wandlung vom Großdeutschen zum glühenden Österreicher”.

In Salzburg geboren, begann er seine Laufbahn bei der “Salzburger Volkszeitung”. Die ersten Karrierestationen führten über die “Salzburger Nachrichten”, den “Bild-Telegraf”, den von ihm mitbegründeten “Express” und den Moldenverlag. Die Funktion des ORF-Generalintendanten trat Gerd Bacher im März 1967 an. Das erste Volksbegehren mit 833.000 Pro-Unterschriften, das Rundfunk-Volksbegehren, hatte ihm den Weg dorthin geebnet. 20 Jahre lang – mit Unterbrechungen – stand Bacher an der Spitze des Österreichischen Rundfunks.

Wichtige ORF-Wegmarkierungen Bachers: Eine grundlegende Programmreform mit drei Radio- und zwei TV-Programmen, die wirtschaftliche Neuorganisation, eine verstärkte Förderung von Bildung und Kultur im ORF und die “Informationsexplosion”. Die Landesstudios wurden selbstständig. Roland Rainer baute das neue ORF-Zentrum am Wiener Küniglberg, Gustav Peichl die neuen Landesstudios. Übrigens: Politisch ließ sich Gerd Bacher, dessen Auseinandersetzungen mit Kanzler Bruno Kreisky Legendencharakter angenommen haben, nicht einordnen. Er selbst bezeichnete sich einmal als “heimatlosen Rechten”. Und als “Ein-Mann-Partei” mit Beitrittsverbot.

Michael Kerbler traf Gerd Bacher kurz vor dessen 80. Geburtstag, um über “meine Lebensliebe” – Bacher über den ORF -, über das Verhältnis von Politik zu Medien (und umgekehrt) und über die Bedeutung identitätsstiftender Medien für Österreich in einem größer werdenden Europa zu sprechen.

 

http://oe1.orf.at/programm/408243