23.11. DALDOSSI – Lesung und Gespräch mit
Sabine Gruber, Schriftstellerin

Bruno Daldossi ist ein erfolgreicher Fotograf, der sich auf die Arbeit in Krisen- und Kriegsgebieten spezialisiert hat. Nach vielen Jahren, in denen er für das Hamburger Magazin Estero in Tschetschenien oder im Irak, im Sudan oder in Afghanistan fotografiert hat, geht er mit Anfang Sechzig nur noch sporadisch auf seine gefährlichen Missionen. Als ihn aber seine langjährige Gefährtin Marlis, eine Zoologin, mit der er in Wien zusammenlebt, wegen eines anderen Mannes verlässt, verliert der so gehärtete Mann völlig den Halt. In seine Trauer um den Liebesverlust mischt sich immer stärker die Frage, wie mit dem Leid der Welt, das er in seinen Bildern festhält, zu leben und wie damit umzugehen ist. Wie viel Wahrheit halten wir aus? Wie viel Einfühlung, wie viel Nähe sind uns möglich?

Die Südtiroler Autorin Sabine Gruber erzählt die eindrucksvolle Geschichte eines Vereinsamten, der in Kriegen seine Friedenstauglichkeit verloren hat. Es ist nicht leicht, die Schutzweste mit der Küchenschürze einzutauschen und Alltagsbelanglosigkeiten ernst zu nehmen, wenn man eben noch Kinder mit verstümmelten Gliedmaßen fotografiert hat.
Deutschlandradio Kultur

Michael Kerbler spricht mit Sabine Gruber über ihren jüngsten Erfolgsroman. Über die Entstehung des Romans, die Grenzen der Berichterstattung und des Erzählbaren, die Macht der Bilder und des Boulevards.

Sabine Gruber, geboren 1963 in Meran, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Für ihr Werk, Erzählungen, Hörspiele und Theaterstücke sowie ihre Romane erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. den Priessnitz-Preis, den Förderungspreis zum österreichischen Staatspreis, das Elias Canetti-Stipendium der Stadt Wien, den Anton Wildgans-Preis, das Robert Musil-Stipendium und den Veza Canetti-Preis der Stadt Wien. Zuletzt erschienen ist der Roman “Stillbach oder Die Sehnsucht” (2011).

Literaturverein LESEWELT