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12.10.

IM GESPRÄCH: Franzobel bei ZellerLesen
der erste Groschen-Roman

12.10. IM GESPRÄCH: Franzobel bei ZellerLesen
der erste Groschen-Roman

Franzobel hat für sich das Krimi-Schreiben entdeckt, das, so sagt er, für ihn dieselbe Wirkung habe, wie für einen Antialkoholiker die Entdeckung des Weins. Friedrich Dürrenmatt hat es nicht solange ohne Kriminalroman ausgehalten wie Franzobel. Er hat schon als 29-Jähriger Blut geleckt, und „Der Richter und sein Henker“ veröffentlicht. Interessant die Begründung, das „Warum“ er sich für den Kriminalroman entschieden habe: die Trivialform des Kriminalromans konfrontiere ihn mit der Herausforderung Kunst da zu tun, wo sie niemand erwartet. Im Kosmos des vorliegenden Kriminalromans WIENER WUNDER verpackt Franzobel seine großen und kleinen Obsessionen, Abgründigkeiten und seinen unleugbaren Hang zum schwarzen Humor. Krimi-Schreiben sei ein berauschender Genuss, konstatiert Franzobel. Eine Eigenschaft des Autors leidet unter diesem berauschenden Genuss ganz und gar nicht. Das Hinschauen können auf Figuren und ihre Eigenschaften, Charakterzüge und Triebkräfte. Franzobel tut also genau das, was Emile Zola für sich als eine wesentliche Aufgabe des Autors beschrieben hat: „Ich habe ganz einfach die analytische Arbeit an lebenden Körpern vorgenommen, wie sie Chirurgen an Leichen vornehmen.“

Franzobel enthüllt die Akteurinnen und Akteure in WIENER WUNDER nicht. Er ist einer, der seziert, einer, der aufschneidet, ohne – um im Wienerischen zu bleiben – ein Aufschneider zu sein. Es gibt Szenen, da ergeht es einem wie dem Zuschauer in einem Kriminalfilm. Man möchte die Augen zumachen, aber es funktioniert nicht. Da sitzt man mit “Eyes Wide Shut”: die Augen weit geschlossen. Und gibt sich dem Roman hin, auch wenn der Groschen schon gefallen ist.

Michael Kerbler spricht nach der Lesung aus “Wiener Wunder” mit dem Autor.

Am Sonntag, den 12. Oktober 2014

Beginn: 19.30 Uhr

beim STEINERWIRT, Dreifaltigkeitsgasse 2

5700 Zell am See

www.steinerwirt.com