„Nicht jeder ungeklärte Todesfall ist ein Verbrechen“
Ob Tauerntunnelunfall, Kosovo, Kaprun, Tsunami oder der Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall: Die Leiterin der Gerichtsmedizin in Salzburg, Edith Tutsch-Bauer, war immer im Einsatz. „Die Identifizierung ist ein wichtiger Punkt in unserem Beruf. Erst nachdem die Leiche identifiziert und der Totenschein ausgestellt wurde, haben die Angehörigen Anrecht auf Witwen- und Waisenrente.“
In ihrer 38-jährigen Berufslaufbahn hat Tutsch-Bauer tausende Opfer gesehen. „Ich arbeite aber auch für die Lebenden und verfasse viele Gutachten“, sagt Tutsch-Bauer. Diese erstellt sie unter anderem nach Unfällen, Raufereien, sexuellem und körperlichem Missbrauch. Dabei könne die Darstellung von Opfer und Täter weit auseinanderdriften. Bei Menschen, die nicht für sich sprechen können, wie kleine Kinder, sei das besonders schwierig. Tutsch-Bauer und ihr 27-köpfiges Team gehen der Frage nach, was aus medizinischer Sicht stimmen könne. „Dabei ist Erfahrung hilfreich – ein Vorteil des Alters“, sagt sie schmunzelnd.
Tutsch-Bauer und ihr Team obduzieren jährlich rund 500 Tote aus Salzburg und Oberösterreich. Nicht jeder ungeklärte Todesfall sei allerdings ein Verbrechen. „Meine Aufgabe ist es, für Gerechtigkeit zu sorgen“, hat die Gerichtsmedizinerin einmal über eine wichtige Säule in ihrem Beruf erzählt. Mit Ende des Jahres geht sie in Pension.
Privat engagiert sich die Gerichtsmedizinerin für soziale Projekte. Sie sammelt Spendengelder, um damit unter anderem den Wiederaufbau im Kosovo („Bauern helfen Bauern“) zu unterstützen.
Nach Michael Kerblers Interview mit Edith Tutsch-Bauer ist Sommerpause.
Zu den Gesprächspartnerinnen im Herbst zählen die Dirigentin Elisabeth Fuchs (4. Oktober 2016, 19.30 Uhr, Stadtbibliothek Panorama-Bar), Dkfr. Trude Kaindl-Hönig von den “Salzburger Nachrichten” (6. Oktober 2016, 19.00 Uhr, Gambswirt in Tamsweg) und die „Eigenbrötlerin“ Roswitha Huber (9. November 2016, 19.00 Uhr, Steinerwirt, Zell am See).
„Salzburg bist du großer Töchter“
Edith Tutsch-Bauer im Gespräch mit Michael Kerbler
Dienstag, 21. Juni 2016
Ramingstein, Jagglerhof
Beginn: 19.30 Uhr
Eintritt frei