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25.09.

VERSTÖRUNGEN 2015 - Schloss Goldegg
"Gegen die Fremden"

25.09. VERSTÖRUNGEN 2015 – Schloss Goldegg
"Gegen die Fremden"

„GEGEN DIE FREMDEN IMMER NUR ARGWÖHNISCH“

Unter diesem Titel wird im Rahmen der „Verstörungen 2015“ im Schloss Goldegg über die aktuelle Flüchtlingsbewegung aus den Kriegsgebieten des Nahen und Mittleren Ostens nach Europa – und damit auch nach Österreich – diskutiert.

Der Titel ist dem Prosatext „Ja“ von Thomas Bernhard entlehnt.

“Meine Erfahrung ist die, dass die EINHEIMISCHEN gegen die Fremden immer nur argwöhnisch und in ihren Empfindungen, wenn überhaupt, nur schmutzig und gemein sind. Der Fremde, so gutmütig und gutwillig und in der allerbesten Absicht kann er gar nicht in diese Gegend kommen, wird von den Einheimischen beschmutzt, heruntergemacht, es gibt viele Beispiele dafür.”

Zu den Fakten:

Ende 2014 waren weltweit nahezu 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Im Vergleich dazu waren es ein Jahr davor etwas mehr als 51 Millionen Menschen. Diese Steigerung um neun Millionen Flüchtlinge innerhalb nur eines Jahres war die höchste, die jemals im Lauf eines Jahres vom UNHCR, dem Hochkommissariat für das Flüchtlingswesen, festgestellt wurde. Diese Entwicklung hat mit dem Ausbruch des Krieges in Syrien begonnen, der mittlerweile weltweit die größten Fluchtbewegungen verursacht hat.

Im vergangenen Jahr wurden täglich 42.500 Menschen zu Flüchtlingen, Asylsuchenden oder Binnenvertriebenen. Täglich!

Die Ursachen sind evident: in den vergangenen fünf Jahren sind mindestens 15 neue Konflikte ausgebrochen oder wieder aufgeflammt. Acht davon in Afrika: Elfenbeinküste, Zentralafrikanische Republik, Libyen, Mali, Nordostnigeria, im Südsudan und in Burundi; drei im Nahen Osten, nämlich Syrien, Irak und Jemen und einer in Europa: in der Ukraine. Drei weitere werden aus Asien gemeldet: Kirgistan und einige Gebiete von Burma und Pakistan.

Rund 626.000 Flüchtlinge stellten laut UNHCR-Informationen 2014 in der EU einen Asylantrag. Das sind im Schnitt 1,2 Asylwerber pro tausend Einwohner. In Schweden sind es 8,4 pro Tausend, in Ungarn 4,3, in Österreich 3,4 Personen je tausend Einwohner.

Faktum ist auch: es gibt massive Hetze gegen Flüchtlinge, die nach Österreich kommen. Es gibt rationale und irrationale Ängste in der Bevölkerung, auf die Rücksicht genommen werden muss. Es gibt auch eine ganz große Bereitschaft in der Bevölkerung, den notleidenden Flüchtlingen zu helfen.

Es klingt nach der „Quadratur des Kreises“: Wie kann den Flüchtlingen geholfen werden, ohne die soziale und wirtschaftliche Stabilität des aufnehmenden Landes zu gefährden. Welche politischen Rahmenbedingungen sind erforderlich – national, wie auf EU-Ebene – um eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge zu gewährleisten. Wie viel Zivilcourage braucht es, um der Kriegs- und Katastrophenrhetorik den Wind aus den Segeln zu nehmen, Integration möglich zu machen, um die Vorteile zu erkennen, die in der Begegnung mit Flüchtlingen liegen. Und wie kann es gelingen den Argwohn gegen die Kriegsflüchtlinge abzulegen.

Noch einmal zu den Fakten. Die Zahl der Kriegstoten beläuft sich bisher in Syrien auf 250.000 Tote, im Irak auf mindestens 160.000 Tote seit 2003. In Afghanistan wurden offiziell 41.000 Tote gezählt. Und in Tschetschenien werden mehr als 200.000 Tote, davon 42.000 Kinder bzw. Jugendliche unter 16 Jahren beklagt.

Freitag, 25. September

17.00 Uhr

„GEGEN DIE FREMDEN IMMER NUR ARGWÖHNISCH“

Texte zur Politik und Österreich von Thomas Bernhard. Podiumsdiskussion zur Flüchtlingspolitik/-Situation in Österreich. Es lesen Hannelore Elsner und Wolfgang Maria Bauer.

Es diskutieren unter anderem: Mag. Gabriela Sonnleitner (Hotel Magdas) Caritas, Albert Ostermaier, Doron Rabinovic und Sepp Schellhorn.

Es moderiert Michael Kerbler.

http://verstörungen.at/