Die so genannte »Arabellion« des Winters 2010/11 hat sich mit ihren Fernsehbildern, mit den Videoclips und Fotos, die über soziale Medien wie Facebook weltweit verbreitet wurden, in unser Gedächtnis eingegraben. Die Hoffnungen, die mit den Protesten verbunden waren, etwa auf Verteilungsgerechtigkeit, sozialen Aufstieg und so etwas wie Demokratie, die blieben unerfüllt. Sie sind jedoch nicht vergessen. Vor allem unter der jungen Frauen und Männern nicht. Und die stellen in jenen Staaten, in denen die „Arabellion“ stattgefunden hat, eine deutliche Bevölkerungsmehrheit. Etwa 70 Prozent der Bevölkerung in den betreffenden Ländern ist unter dreißig Jahre alt.
Bescherten die zurückliegenden Jahre mit ihren Radikalisierungen und Gewaltausbrüchen der arabischen Gesellschaft einen Rückschritt – etwa was Frauenrechte, die Meinungsvielfalt oder die bürgerlichen Freiheitsrechte angeht? Oder vollzieht sich ein unaufhaltsamer Umbruch in der arabischen Welt, der vom Waffengang in Syrien, von IS-Verbrechen und der Flüchtlingsbewegung aus dem Mittleren Osten bloß überdeckt wird?
Die Orientalistin Dr. Rosina-Fawzia Al-Rawi Al-Rifai, sie wurde in Bagdad geboren und hat in Wien und Kairo studiert, analysiert im Gespräch mit Michael Kerbler aus der Sicht einer Frau, die in beiden Kulturen zu Hause ist, wie positive Veränderung selbst in Zeiten der Krise und des Krieges möglich ist. Und Fawzia Al-Rawi weist auch auf die Kraft der Spiritualität hin, die Spannungen abbauen und Konfliktsituationen entschärfen hilft.
ORF III – ZEIT.GESPRÄCH
Dr. Rosina-Fawzia Al-Rawi Al-Rifai, Orientalistin
Im Schloss Goldegg
Samstag, 5. November 2016 um 19 Uhr