“Ob eine Stadt zivilisiert ist, hängt nicht von der Zahl ihrer Autobahnen und Schnellstraßen ab, sondern davon, ob ein Kind auf dem Dreirad unbeschwert und sicher überall hinkommt.“ Dieser Satz des kolumbianischen Volkswirtschaftlers und ehemaligen Bürgermeisters von Bogota Enrique Peñalosa , möge den Städteplanern, die die Stadt der Zukunft konzipieren, als Richtlinie bei der Entwurfsarbeit dienen.
Im Jahre 2050 werden mehr als drei Viertel der Weltbevölkerung in Metropolen leben. Und dieser Trend wird auch vor den europäischen Metropolen nicht Halt machen. Die Stadt der Zukunft zu entwerfen bedeutet mehr als ein architektonisch gelungenes Gebäude zu konzipieren: wir leben bekanntlich nicht nur in einem Haus, wir leben auch dazwischen.
Deshalb kommt der Frage, wie viel an Baukultur in Europa erhalten werden kann, zentrale Bedeutung zu.
In der Charta der Architekturbiennale Venedig 2008 ist nachzulesen: “Eine wichtige Grundlage für die effiziente und nachhaltige Nutzung von Ressourcen ist eine kompakte Siedlungsstruktur. Diese kann durch eine Stadt- und Regionalplanung, die eine Zersiedelung des städtischen Umlandes verhindert, erreicht werden. Hier muss engagiert dafür gesorgt werden, dass das Flächenangebot gesteuert wird und Spekulationen eingedämmt werden. Als besonders nachhaltig hat sich dabei das Konzept der Mischung von Wohnen, Arbeiten, Bildung, Versorgung und Freizeitgestaltung in den Quartieren erwiesen.”
Zahlreiche Studien belegen, dass der städtische öffentliche Raum an Attraktivität gewonnen hat: als Treffpunkt, als Ort der Freizeitgestaltung oder um zu flanieren, zu betrachten und gesehen zu werden.
Einige der Gespräche über die Zukunft der Stadt fanden an den Arbeitsstätten der Expertinnen in europäischen Hauptstädten statt. Manchen der Gespräche wurden in der Wiener Planungswerkstatt öffentlich geführt. So wie das nun folgende Gespräch mit Uni. Professor Konrad Paul Liessmann. Liessmann ist Philosoph, Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Er ist Universitätsprofessor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien. Was ihn als Gast so speziell macht, ist der Umstand, dass er in seinem vielbeachteten Buch, das den Titel „Lob der Grenze“ trägt, dem Wesen der Stadt, den Grenzziehungen innerhalb der Stadt, ein ganzes Kapitel gewidmet hat.
06.03.