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22.08.

Die Migration ist der Atem der Welt
im Gespräch mit Dechant Alois Dürlinger

22.08. Die Migration ist der Atem der Welt
im Gespräch mit Dechant Alois Dürlinger

Im Jahr 2009 gab es im ersten Trimester des Jahres insgesamt 5.172 Asylanträge, im ersten Trimester dieses Jahres waren es 5.011. Am Höhepunkt der Flüchtlingskrise des Jahres 2015 wurden 42.483 Asylanträge gestellt. Die Faktenlage widerspricht damit klar der Stimmungslage, die suggeriert, dass noch immer das Jahr 2015 geschrieben wird.

Michael Kerbler erörtert im Gespräch mit Dechant Alois Dürlinger, der in der Erzdiözese Salzburg für Flüchtlingsfragen zuständig ist, die Ursachen der Kluft zwischen Fakten- und Stimmungslage in der Bevölkerung.

Michael Kerbler:

Wenn man die Positionen der rechts-konservativen Populisten in Europa zur Flüchtlingsfrage anschaut und analysiert, dann kommt man zu dem Ergebnis: Sie sagen NEIN zur Schutzgewährung für Schwächere, ein deutliches NEIN zur Hilfe für Schutzsuchende und damit auch NEIN zum Teilen. Ich formuliere es traditionell christlich: sie sagen nein zu Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Diese Gruppe von Menschen – egal wo in Europa – verhöhnt das so genannte „Gutmenschentum“ und damit auch die Kirchen, die seit geraumer Zeit Barmherzigkeit und Nächstenliebe einmahnen.

Wie geht es Ihnen im Alltag, wenn Sie mit dieser Haltung konfrontiert werden? Glauben Sie, dass man mit den Menschen noch eine Gesprächsebene hat? Will man eigentlich mit solchen Leuten noch reden?

Dechant Alois Dürlinger:

In Ihrer Frage liegt ein Befund. An dem ist nicht zu rütteln. Die Populisten eint noch etwas, etwas Tieferliegendes. Sie können erst nein sagen auf Grund von Gegebenheiten. Aber diese Gegebenheiten, darin sind sie Meister, reden sie selber herbei. Nachdem Sprache bekanntlich Wirklichkeit schafft: wenn ich zuerst Chaos beschwöre, Gefahr, wenn ich sage Migranten, Hilfesuchende, Menschen auf der Flucht bringen uns an den Rand des Abgrunds, und Bilder dieser Art noch und noch, dann entsteht eine Wirklichkeit, dass viele Menschen – nicht nur der extreme populistische rechte Rand, sondern zur Mitte hin – sich irgendwann einmal sagen, wenn es wirklich so schrecklich und gefährlich ist, wie die uns glauben machen, dann muss irgendetwas dran sein. Diese rechte populistische Schiene erzeugt eine „düstere Wirklichkeit“, die es so nicht gibt.

Das ausführliche Gespräch können Sie hier nachlesen: Pfarrer Alois Dürlinger im GESPRÄCH.