Wenn Beschleunigung das Problem ist, dann ist Resonanz möglicherweise die Lösung.
Dies ist die Kernthese des neuen Buches von Hartmut Rosa, an dessen Fertigstellung der deutsche Wissenschaftler zur Zeit arbeitet. Es trägt den Titel „Resonanz – Eine Soziologie der Weltbeziehung“. Rosa selbst meint, dass das Werk als Gründungsdokument einer Soziologie des guten Lebens gelesen werden kann. An seinem Anfang steht die Behauptung, dass sich die Qualität des menschlichen Lebens nicht in „Währungen“ wie Ressourcen, Optionen und Glücksmomenten angeben lässt. Wichtiger ist es, den Blick auf die Beziehungen zur Welt zu richten, die unser Leben prägt und die, wenn sie intakt sind, Ausdruck stabiler Resonanzverhältnisse sind.
Hartmut Rosa, der vor zehn Jahren mit seinen grundlegenden Arbeiten über die „Beschleunigung der Gesellschaft“ schlagartig einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, wendet sich in den zentralen Kapiteln seines Buches konkreten Erfahrungs- und Handlungssphären: etwa Familie und Politik, Arbeit und Sport, Religion und Kunst, in denen wir Resonanz zwar suchen, aber immer seltener finden. Auch die großen Krisentendenzen der Gegenwartsgesellschaft – Ökokrise, Demokratiekrise, Psychokrise – lassen sich resonanztheoretisch analysieren. Auf die Frage, was er unter Resonanz verstehe, antwortete Rosa: „Ich meine damit, dass einem Menschen die Welt als antwortend, atmend, tragend, wohlwollend oder sogar gütig erscheint. Eine Beziehung zwischen zwei Personen zum Beispiel ist dann eine Resonanzbeziehung, wenn sie sich in der Tiefe berühren und sich wechselseitig antworten.“ Im Gespräch mit dem deutschen Soziologen erörtert Michael Kerbler die zentrale Frage, wie es gelingen kann in Resonanz zu seiner Welt zu gelangen, damit gutes Leben gelingen kann.
Dieses aktuelle Gespräch wurde im Historischen Rittersaal des Schloß Goldegg am 25.Oktober aufgezeichnet.
ORF III, am Mittwoch 4. November 2015 um 14.50 Uhr