Ist die Feder tatsächlich schärfer als das Schwert? Die Feder des Karikaturisten nämlich. Was darf der Bleistift in der Hand eines Karikaturisten bloßstellen? Welcher Zustand darf wirklich seziert werden, welche Fehlleistung sichtbar gemacht werden? Und: kann es sie überhaupt geben, die wohlwollende Karikatur?
Oder darf, ja muss Karikatur verletzend sein, weil sie sonst wirkungslos bleibt. Wie weit darf gezeichnete Satire tatsächlich gehen. Was ist Tabu? „Charlie Hebdo“ brachte zum Jahrestag des Anschlags, dem zwölf Menschen zum Opfer fielen, einen mordenden Gott auf der Titelseite. Stellt dies einen Tabubruch dar, ist die Darstellung einfach nur geschmacklos oder aber eine erlaubte Provokation, die durch das Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt ist. Weil nämlich Satire eine Kunstform der Übertreibung, Verspottung und Kritik an gesellschaftlichen Normen und Personen ist, die durch die Kunst- beziehungsweise Pressefreiheit geschützt wird.
Hat der Terroranschlag auf „Charlie Hebdo“ in Paris im Jänner 2015 den Arbeitsalltag von Thomas Wizany, den Karikaturisten der „Salzburger Nachrichten“, verändert. Nimmt er eine Haltungsänderung unter Kolleginnen und Kollegen wahr? Sind bestimmte Themen aus der Wahrnehmung europäischer Karikaturisten verschwunden: aus Selbstschutz. Aus Angst?
Michael Kerbler hat Thomas Wizany, den Karikaturisten, der Architekt ist, zum „Zeit. Gespräch“ ins Schloss Goldegg eingeladen. „Was darf die Karikatur“ lautet der Titel des Gesprächs, das am Sonntag, dem 10. April – Beginn: 19 Uhr – wie immer im Rittersaal des Schlosses stattfindet.